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Nasse Tage

09.09.2019 – 22.09.2019

Zusammen mit Chris, Moni und Emilie genossen wir noch einmal ein nährhaftes Frühstück, das alles Gute wie Kaffee, Speck, Eier und Bagels mit auf den Tisch brachte. Denn danach hiess es Abschied nehmen und Kalorien wieder verbrennen. Aber das kalte und nasse Wetter machte uns den Start nach den zwei Wochen Pause alles andere als einfach! Da musste ein zweiter Kaffee her bevor wir uns dann schweren Herzens von der unkomplizierten, herzlichen, lieben und witzigen Freunde und Familie verabschieden mussten.





Als wir uns dann endlich in den ströhmenden Regen wagten, ging es nicht lange und schon nieselte es nur noch ein wenig. So fuhren wir über ein Stück vom stark befahrenen Highway 1 zum Highway 40, der uns durch das Kananaski Valley führte. Nach 81 km schlugen wir auf dem Campingplatz Kananaski Lower Lake unser Zelt auf, natürlich im Regen. 

Am nächsten Tag wagten wir uns mit unseren voll beladenen Bikes ein erstes Mal auf unserer Reise auf Naturwege. Damit wir einen grösseren Umweg auf dem Highway 40 vermeiden konnten, haben wir uns den Elk Pass vorgenommen. Steil und steinig war er. Aber die Kälte und Nässe beim Runterfahren machte uns auf dem Pass am meisten zu schaffen. Da waren wir so froh, als wir halb erfrohren in der Berghütte am Elk Lake einen warmen Ofen antrafen! Den es war nur knapp über 0 Grad.







Doch die grösste Herausforderung hatten wir noch vor uns. Etwas naive 65 km auf dem Forstweg haben wir uns an diesem Tag noch vorgenommen. Wir wollten bis nach Elkford das Tal «hinunter» düsen. Doch das «hinunter» entpuppte sich zu einem «hoch und runter». So kamen wir nicht wie geplant vorran. Als dann unsere Bikes in klebrigem Matsch feststeckten und wir die Bikes sogar den Hügel hinunterstossen mussten, kamen wir an unsere Grenzen der Geduld und Zuversicht. Einfach nur kacke war das! So spritzten wir eine Stunde lang mit unseren Trinkflaschen den Schlamm von Bremsen, Kette und Rahmen ab. Und da brach auch schon der Abend an und wir suchten einen Weg hinunter zum Fluss und weg vom Forstweg. Mit Erfolg! Da besserte sich die Laune deutlich. Und auch die Wolkendecke gab ein etwas freundlicheres Bild von sich. 









Am nächsten Morgen kamen wir dann nach einer 30 km langen Fahrt in Elkford unbeschadet an und waren schon etwas froh, als der Asphalt wieder unter unseren Rädern war! Im Dorf sind wir auf den Biker und Minenarbeiter Kevin gestossen, mit dem wir einiges zu plaudern hatten. Damit unsere Räder auch wieder gut drehten, wurden sie in der Autowaschanlage kräftig abgespritzt! A lot of fun!:) 

Obwohl wir auf dem Highway von Elkford über Fernie und Cranbrook nach Kimberley sehr gut vorran kamen, haben wir uns einen weiteren Versuch auf Naturstrassen mit dem Start in Kimberley vorgenommen. Denn: «Einmal ist keinmal!» 🙂 Auf dem Highway zwischen Elko und Cranbrook hielt ein rechts gesteuerter Subaru an und Kevin stieg aus und winkte uns zu. Kevin wohnt in Kimberley. Wir verabredeten uns auf ein Bier am Abend und damit er uns in der Zwischenzeit ein bisschen kennenlernen konnte, steckten wir ihm unseren Sticker zu. Kurz vor Cranbrook wurde es dann vorangemeldet ziemlich nass. Dafür aber nur kurz.



Bei der herzlichen und unkomplizierten Familie Tarves tankten wir in Kimberley Energie. Verena, Ryan, May Lyn und Kyra haben uns ihr Gästezimmer über warmshowers.org angeboten und mit uns sogar ihr Abendessen geteilt. Wir fühlten uns in diesem von Ryan gebauten Haus richtig wohl und genossen die Wärme darin. Thank you so much Verena, Ryan and the kids for having us at your home. We really felt welcome and like at home!;) Im The Shed stossten wir dann mit Kevin, seiner Frau und ihren Freundinnen sowie mit Ryan mit einem kühlen Bier an. 



Am nächsten Tag ging es von Kimberley auf einem Forstweg zum Gray Creek Pass hoch. Die Strasse war trotz unserem treuen Regen gut befahrbar. Einzig kurze steile Abschnitte und eben der Regen waren eine Geduldsprobe. In Kimberley schwärmten alle von der wunderbaren Aussicht, die man da oben haben würde. Die wollte sich uns aber nicht zeigen. Da es da oben an diesem Tag auf 2072 m.ü.M. ziemlich bewölkt, nass und kalt war, warteten wir nicht lange auf Aufhellungen und liessen unsere trübe Stimmung nicht noch dunkler werden. Schon gar nicht, als wir beim Weg hinunter unsere 3000 km erreicht haben! =)





Unten in Gray Creek angekommen, ging es 10 km nach Kootney Bay, denn da nahmen wir die Fähre auf dem Kootney Lake nach Balfour. Und dank den kanadischen Reisenden haben wir uns nach der Fähre um 18:00 Uhr noch 13 km vorgenommen, um auf einem schönen Campingplatz zu übernachten. Für Biker sei er gratis und bietet diesen sogar einen Unterstand. Die Motivation weiterzufahren sank auf der Fähre aber von Minute zu Minute. Denn der Regen wurde immer stärker. Aurelia hatte die Nase einfach wirklich wirklich voll von der Nässe und Kälte. Eine Wahl hatten wir aber nicht wirklich und der kostenlose Unterstand war schon sehr sehr verlockend. Wir kamen dann doch ziemlich rasch am Campingplatz an. Durchnässt und abgekühlt klopften wir da an und fragten nach dem Unterstand. Das nette Paar vom Campingplatz zeigte uns den Weg dorthin (der Campingplatz ist ziemlich gross) und schenkte uns sogar ein Bündel Holz um den Ofen einzuheizen. Und als sie uns noch mitteilten, dass es kostenlose und heisse Duschen gab, war der Tag mehr als gerettet! 



Durch den Campingplatz fliesst der Kokanee Creek, der für die Kokanee Lachse ein Leichort ist. Noch am selben Abend beobachteten wir diese Fische und merkten schnell, dass wir nicht alleine sind. Ein Schwarzbär war auf der Jagd nach einem «Bettmümpfeli» und liess sich von uns nicht gross stören.



Da es am nächsten Tag immer noch regnete, beschlossen wir, das Zelt für eine weitere Nacht stehen zu lassen und fuhren per Autostop nach Nelson. Und wer nahm uns mit? Die nette, junge Studentin Katie, die vor drei Wochen ihr Studium zur Primarlehrer begonnen hat! =) Immer wieder witzig, diese kleinen Zufälle. Nelson ist eine kleine Stadt, die mit ihrer Brücke ein wenig an San Francisco erinnert, hat einige hübsche Ecken zu zeigen. Die vielen Künstler, die da ihr Werk entstehen lassen bleiben nicht unbemerkt. 











Das nächste Ziel für uns war Castlegar, denn da startete die ehemalige Zugstrecke «Columbia & Western Trail», die für Wanderer, Reiter oder eben Biker 1991 umgebaut wurde. Dieser Railway Trail ist eine sehr gute Alternative zum Highway. Da der Zug keine grosse Steigungen überwinden konnte, haben auch wir diese sanften Steigungen von ca 2% sehr genossen. Von Castlegar gings am ersten Tag über Ferron, der damaligen Station auf dem Pass nach Christina Lake. Von da gings am nächsten Tag (endlich endlich mit viel Sonne) wieder hoch zum ehemaligen Dorf Eholt. Der Weg hinunter nach Midway war wieder sehr erholsam für die Beine, denn auch da war die stets gleiche Neigung nicht mehr als 2%. Der Kopf musste aber bei der Sache bleiben, denn sonst wirft man sich selbst vom Bike, bei all den Steinen im Weg.:) 















Und weil es so schön war (und für uns genau in die gewünschte Richtung geht), hängten wir den nächsten Rail Trail an. In Midway startete der berühmte Kettle Valley Rail Trail. 1910 wurde die Zugstrecke erbaut um Rohstoffe von den Kootenays, Boundary und Similkameen zur Westküste zu transportieren. Heute sind diese 500 km Teil vom Trans Canada Trail. Von dieser Mile 0 in Midway ging es also ca. 70 km hoch nach Beaverdell. Auf diesem Weg trafen wir einige andere Biker, die für einen bis mehrere Tage das Gleiche vor hatten wie wir. Am zweiten Tag des Aufstiegs haben wir bei tollem Wetter die Myra Schlucht befahren. Da wütete 2003 ein grosser Waldbrand, der 14 von 18 Brücken zerstörte. Diese wurden innert fünf Jahren wieder neu errichtet. Unglaublich was ein solches Feuer anrichten kann. Nach 93 km langer Fahrt haben wir oberhalb von Kelowna einen sehr schöner Platz gefunden, der alle Anstrengungen vergessen macht. An solchen Plätzchen wird einem wieder ganz fest bewusst, was eine solche Reise alles mit sich bringt. Man hat auf der einen Seite kein warmes und trockenes Zuhause, dafür so viele schöne Orte die man entdecken und geniessen darf. Eine solche lange Strecke auf umasphaltiertem Weg war nicht geplant, doch das tolle Wetter und der angekündigte Regentag hielt uns so lange im Sattel. Am frühen Morgen danach konnten wir das Zelt noch trocken einpacken. Der Regen war aber in weiter Ferne schon wieder zu sehen. Aber die farbige Sonne haben wir trotzdem geniessen können!





















Aber wie gesagt, die 500 km sind in Pentincton noch lange nicht abgerollt. Von da aus geht es noch 265 km weiter bis nach Hope.

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