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Turbulente letzte Tage in Mexiko

09.03.2020 – 13.03.2020

Kurz vor Palenque hörten wir ziemlich eigenartige Laute aus dem Jungle. Wir waren nicht ganz sicher, ob das diese Schreiaffen waren. Denn diese hier so genannten Mono Aullador geben eine ganz eigene Art von Lauten von sich. Hier eine kleine Kostprobe im Video weiter unten. Zu Gesicht bekamen wir sie da noch nicht! Doch laut Berichten von anderen Reisenden, werden wir diese Mono Aullador in der Ruinenstadt Palenque zu sehen bekommen.



In Palenque wurden wir Dank Pepe von Pedro Perez und seiner Frau Luci empfangen. Pedro ist gelernter Koch, stammt aus einer indigenen Familie und Spanisch ist seine zweite Sprache. Luci ist im Bundesstaat Estado Mexiko aufgewachsen und arbeitete als Primarlehrerin im Dorf von Pedros Familie. Ein Zufall der uns schmunzeln lässt. Zwei angenehme Menschen, die ihre erste Tochter Jade mit viel Geduld und Herz grossziehen. Bei ihnen verbrachten wir zwei Nächte, damit wir uns die nahegelegene Ruinenstadt der Maya anschauen konnten und auch etwas Zeit haben, um uns zu entscheiden, welchen Weg wir als Nächstes einschlagen werden. Denn diese Entscheidung war gar nicht so einfach. Es gibt hier so viel zu sehen. Und gleichzeitig sind wir auf die nächsten Länder gespannt. Die Strasse hinunter zum Grenzübergang Corozal sei laut Pedro eher gefährlich. Er hat uns den Grenzübergang in El Ceibo etwas weiter nördlich von Palenque empfohlen. Andere Reisende berichten auf ihrem Blog, dass diese Strecke sehr schön sei und nicht viel Verkehr hätte. Charlotte und Cachis machten sich in Ocosingo ebenfalls auf nach Frontera Corozal um da die Ruinen von Bonampak zu besuchen und um uns da evt. wieder zu treffen. «Schwierige» Entscheidung, die wir da machen mussten. Wir schoben sie etwas zur Seite, denn zuerst ging es für uns zu den Ruinen. Wir gönnten uns dafür einen ruhigen und gemütlichen Start in den Tag, bevor wir das Colectivo  (Sammeltaxi) in die Ruinenstadt von Palenque nahmen. Der Jungel war da kaum zu übersehen und die darin lebenden Affen machten sich lautstark bemerkbar. Mit sicherem Abstand konnten wir sie dann auch endlich sehen. Und da wir nicht wie sonst früh morgens in diesem Park waren, teilten wir ihn mit vielen vielen anderen Touristen. Halb so schlimm, denn wir gingen schon mit dieser Einstellung dahin. 🙂 

Templo de las Inscripciones



Die ehemalige Mayametropole gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Nur gerade mal 5 % der Bauten wurden bis heute freigelegt. Der grösste Bau ist der Palast, in welchem sich ein Turm befindet. Dieser hat wahrscheinlich als Observatorium oder Wachturm gedient. Mehrere Innenhöfe sind im Palast zu finden. Gleich daneben liegt der Tempel der Inschriften. Rund um diese beiden Bauten liegen viele weitere alleinstehende Stufenpyramiden mit Tempeln darauf. Immer wieder sind viele detailreiche Stuckreliefs im Innern sowie an den Außenwänden zu sehen.

El Palacio



Im Innern des Palazzo











Innenhof des Palacio


Templo de la Cruz



Templo de la Cruz Foliada



Aussicht vom Templo de la Cruz











Und dann mussten wir eine lange Diskussion miteinander halten, denn die offene Entscheidung schwebte über unseren Köpfen. Wir mussten herausfinden, in welche Richtung wir weiterreisen wollten. Aurelia hatte einerseits genug von all diesen Hotspots, die von anderen Reisenden empfohlen und auch aufgesucht wurden. Andererseits wird uns immer wieder gesagt, dass die Grenzgegend zu Guatemala gefährlich sei. Tom wollte den Atitlan See bald erreichen und das möglichst direkt über den Grenzübergang Nuevo Orizaba. Schlussendlich haben wir uns geeinigt und uns für den Weg entlang der Grenze nach Bonampak entschieden. Zu gerne wollten wir Cachis und Charlotte wieder treffen. Und auf Guatemala freuen wir uns schon so lange, dass wir den eher nahen Grenzübergang in Frontera Corozal anpeilten. So verabredeten wir uns mit den beiden anderen Tourenfahrern beim Campamento Ecologico Yaaxbache, der in der Nähe der Ruinen Bonampak lag. Die Strasse dorthin wurde wieder auf beiden Seiten mit viel grünem Wald und vielen Kühen gesäumt. Eine schöne Strecke, die wir auch wegen den eher wenigen Höhenmetern sehr genossen haben. Wir fühlten uns in dieser Gegend nie wirklich unsicher. Nur ein Fahrradfahrer, der immer wieder Pausen machte und uns immer wieder überholte, machte uns etwas misstrauisch. Was aber im Nachhinein nicht nötig war. Ein anderes Problem wurde uns auf dem Weg bewusst. Wir hatten für den Besuch der Ruinen in Bonampak nicht genug Bargeld dabei. Der nächste Bankomat war in Palenque, an der Grenze Frontera Corozal gab es nämlich keinen zu finden. Dies nahm uns eine von vielen Entscheidungen ab und wir verzichteten so auf diesen Besuch der Fundstätte Bonampak und machten uns zu einem der vielen Campingplätze in dieser Gegend. Auf diesem Weg haben wir unsere 12’000 km – Marke erreicht. Diese Zahl stellten wir mit den vorher gesammelten PET-Flaschen-Deckeln dar. Zum Glück waren dafür nicht 12’000 Deckel nötig, denn das Sammeln dieser Deckel war schon etwas eklig. =)











 











Der Campingplatz Yaaxbache ist ein sehr schöner Ort. Ismael, der Besitzer, lebt da mit seiner Familie auf einem grossen Grundstück mit vielen schönen Pflanzen und Tieren wie Enten, Truthähne und Hühnern. Der Bach, der mitten durch den Camping fliesst, bot uns eine willkommene Abkühlung. Und die Ruhe, die uns da empfing, machte den Ort perfekt für uns. Keine Autos oder Trucks waren zu hören, keine Musik wurde durch Lautstärker abgespielt (etwas was das mexikanische Volk sehr gerne tut) und die Nachbarn waren ebenfalls nicht zu hören. Der Bach, die Vögel und der Hahn, waren die Einzigen, die Geräusche von sich gaben. Nur die fehlenden Benachrichtigung von Charlotte und Carlos beunruhigte uns. Da wir nur schlechte Internetverbindungen hatten, warteten wir den nächsten Morgen ab. Dieser brachte dann die Erleichterung. Am Mittag kamen sie dann auf dem Campingplatz an und wir besprachen, wann es wohin weitergehen soll. Doch uns erreichte von der RACmex-Whatsappgruppe eine etwas nervenaufreibende Nachricht des Gobierno Guatemala: die Grenze von Guatemala wurde für Einreisende aus den Ländern China, Iran, Deutschland, Spanien und Italien aufgrund des Coronavirus – Covid 19 geschlossen. Unsere Weiterreise stand also plötzlich auf ziemlich wackligen Beinen, denn wir ahnten schon da strengere Einreisebedingungen. So entschieden wir uns, die Lage an der Grenze noch am selben Tag in Frontera Corozal genauer abzuklären. Cachis und Charlotte besuchten ohne uns die Ruinen von Bonampak, bevor es dann zu Viert weiter an die Grenze ging.

In Frontera Corozal erklärte die Beamtin, dass sie keine weiteren Informationen vom guatemaltekischen Grenzübergang hätte und nur wusste, dass sie strenger in der Kontrolle seien und dass eine Gruppe von Reisenden am vergangenen Tag wieder zurückgekehrt sei. Die Spannung stieg bei jedem von uns an.

Wir entschieden uns ohne Ausreisestempel von Mexiko, in diesem Fall mit dem Boot, über die Grenze zu fahren, die 12 km bis zur Grenzkontrolle in Cooperativa Bethel zu radeln um da unser Glück zu versuchen. Denn hätten wir einen Stempel gehabt, hätten wir bei einer Wiedereinreise bis nach Palenque zurückfahren müssen um das neue Visa bei einer Bank bezahlen zu können. Eine Bank gab es an diesem Grenzübergang, wie bereits erwähnt, leider keine. Alles klar soweit? Ziemlich komplizierte Angelegenheit, gell? =)

Raffa und Manon (@wheelyandus), Freunde von Charlotte und Cachis, kamen an diesem Abend ebenfalls mit ihrem Van in Frontera Corozal an. Auch sie haben diesen Besuch der Ruinen Yaxchilán geplant. Mit ihnen haben wir ein Camp am Rande eines grossen Parkplatzes im Dorf aufgeschlagen und am nächsten Vormittag teilten wir zu sechst die eigentlich eher hohen Kosten für den Transport zu der Fundstätte Yaxchilán.



An diesem Freitag, 13. März waren wir alle angespannt. Zum Glück war keine(r) von uns abergläubisch, sonst wäre da wohl eine(r) durchgedreht. Bevor wir Fahrradfahrer die Grenze überquerten, ging es zu den Ruinen von Yaxchilán. Charlotte und Cachis übernahmen für die nächsten Tage, bis zur nächsten Bank, unsere Kosten und halfen uns so aus der Patsche. Während dem Frühstück bekamen wir noch weiteren Besuch. Junge und etwas ältere Schreiaffen kletterten in der Nähe unseres Camps in den Bäumen und liessen uns erstaunlich nahe herankommen. Diese Tiere machten auf uns einen ruhigen und friedlich Eindruck, dies obwohl ihre Laute in der vergangenen Nacht fast schon angsteinflössend waren.









Yaxchilán («Grüner Stein») war eine der wichtigsten Städte der Mayakultur. Viele Skulpturen wurden da gefunden, gesehen haben wir aber nicht speziell viele. Einige Schätze oder Skulpturen werden einerseits im Anthropologische Museum in Mexiko City ausgestellt. Andererseits wurden viele dieser Schätze entfernt und verkauft. Bis vor einigen Jahren war das INAH (Institut Nacional de Antropologia e Historia) für den Erhalt, Schutz und die Förderung des Fundortes verantwortlich. Heute wird Yaxchilán sowie auch Bonampak nicht mehr von diesem Institut geführt. Die Einnahmen, die sie mit dem Transport und dem Eintrittsgeld gemacht haben, flossen in die Staatskasse. Die Einheimischen der naheliegenden Dörfer fühlten sich vernachlässigt und sahen in diesen vorbeifahrenden Touristen ein wirtschaftliches Potential. So gab es heftige Aufstände rund um diese Ruinen und die Einheimischen konnten diese Fundorte an sich nehmen. Informationstafeln des Instituts sind immer vor Ort. An den Tickets aber kann man erkennen, dass diese nicht mehr vom Institut stammen. So fliessen nun diese Einnahmen in die Taschen der Menschen, die da leben und arbeiten. Für den Erhalt und Schutz wird jedoch kein Geld mehr investiert. Zu sehen war das für uns am Zerfall der Ruinen und den nur noch wenigen Skulpturen, die übrig geblieben sind. Hingegen in staatlich geführten Fundorten wie Monte Alban oder Teotihuacán konnten wir Arbeiten zum Schutz der Ruinen sehen. Schade, dass eine bessere Zusammenarbeit des Staates mit den lokalen Menschen nicht zustande gebracht wurde.

































Trotz der Ungewissheit über die bevorstehende Einreise in Guatemala, genossen wir diesen schönen Ort mitten im Jungel von Chiapas. Am Mittag, in der grössten Hitze, setzen wir uns dann zu viert samt den vier Fahrrädern ins Boot, überquerten mit gemischten Gefühlen den Fluss und radelten die 12 km auf steiniger und staubiger Naturstrasse nach Cooperativa Bethel. An diesem Tag entschied die Regierung Guatemalas, die Grenzen für ausgewählte ausländische Nationalitäten zu schliessen. Wir hielten ihm jedoch ein Dokument der guatemaltekischen Regierung unter die Nase und erklärten ihm, dass wir nicht diesen Nationen angehören und diese in den vergangenen Monaten auch nicht besucht hätten. Der Beamte kontrollierte unsere Pässe und deren Stempel, stellte einige Fragen zu unseren letzten Aufenthaltsländer und gab dann endlich grünes Licht. Anschliessend liessen wir unsere Körpertemperaturen und unsere Personalien auf einer Liste festhalten und konnten endlich aufatmen.

 











Mit richtig guter Laune und ziemlich erleichtert nahmen wir noch einige Kilometer unter die Räder, um dann irgendwo in einem Restaurant oder hinter den Büschen unsere Zelte aufzustellen. In einem kleinen Dorf stoppten wir, um die Einreise in Guatemala mit einer kühlen Cola zu feiern. Eigentlich wollten wir auch gleich da neben der Schule unsere Zelte aufstellen, doch als ein Mann immer mehr eigenartige Fragen stellte und auf uns einen schlechten Eindruck machte, entschieden wir uns zur Weiterfahrt und fanden dann hinter einem Maisfeld, abseits der Strasse ein ruhiges und sicheres Plätzchen.



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