17.10.2019 – 30.10.2019
Eigentlich haben wir uns auf sieben Tage Regen eingestellt. Die Wetterprognosen haben ziemlich düster ausgesehen. Wir gaben aber dem Wetter nicht nach und fuhren in Newport gut vor Nässe geschützt los. Doch so übel wurde es gar nicht. Von Zeit zu Zeit bekamen wir eine kurze und heftige Regendusche ab. Doch dazwischen konnten unsere Kleider immer wieder gut trocknen. Auch Chris Todd aus Kanada kam in den Genuss von diesen Regenduschen und fuhr in dieselbe Richtung wie wir. Er ist seit Anfang Oktober auf seiner Reise von Victoria nach Mexico, um da Weihnachten mit seinem Bruder und seiner Mutter zu feiern. Unsere Wege haben sich in Yachats gekreuzt. Er ging da sein Feierabendbier einkaufen und Aurelia war auf der Suche nach neuen frischen Bohnen für ihren Morgenkaffee. Chris war etwa gleich schnell auf seinem Bike unterwegs wie wir. So kam es dass wir an diesem Tag das gleiche Ziel ansteuerten und gemeinsam die Kilometer abstrampelten. So genossen wir den Campingplatz im Carl G. Washburne Memorial State Park mit seiner kostenlosen Dusche, sauberen Toiletten und der schönen Lage mitten im Wald. Die State Parks in Oregon sind im Vergleich zu Washington und später zu California in sehr gutem Zustand und wer mit dem Bike oder zu Fuss unterwegs ist, freut sich um so mehr über deren tiefen Preise und die kostenlose Dusche.
Wer hier an der Westküste bereits einmal gewesen ist, weiss, dass diese nicht nur Meer und schöne Strände zu bieten hat. Auch Sanddünen bekamen wir gleich nach Florence zu sehen. Direkt vom Highway waren sie zu erkennen und als wir dann auch noch einen kurzen Marsch auf eine kleine Düne in Angriff nahmen, konnten wir diese in ihrer ganzen Grösse bestaunen.
Immer wieder haben wir von einer deutschen Familie gehört, die zu viert auf Fahrrädern unterwegs ist. So hat auch Alex aus Texas, den wir im William M. Tugman State Park angetroffen haben, von der Begegnung mit dieser Familie begeistert erzählt und wir mussten feststellen, dass wir diese Familie soeben überholt haben mussten. Sehr gerne hätten wir mit ihnen geplaudert und nachgefragt, was es heisst, mit zwei Kindern auf Bikes unterwegs zu sein. Auch sie starteten ihr grosses Abenteuer diesen Sommer in Whitehorse und haben den Süden als Ziel gesetzt. Dank Alex können wir die Familie unter Instagram verfolgen und herausfinden, wann unsere Wege sich das nächste Mal kreuzen. Wer dem gleich tun will, tippt einfach fahrrad_familie_outdoor unter Instagram ein. Sehr eindrückliche Bilder, die zeigen, dass Reisen mit Kindern anstrengend aber auch sehr schön sein muss.
In Bandon haben wir ohne Chris eine warme Dusche bei Brian und Nicole erhalten. Ihr Haus liegt direkt am Fluss und auf einem grossen Stück Land, auf dem man auch mit einem Töff eine Runde drehen kann. Rollie zeigte Tom auch gleich, in welchem Tempo das möglich ist und fuhr ihm um die Ohren.
Das Städtchen Bandon liegt direkt an der Küste, an welche einiges an Müll angeschwemmt wird. So liess sich die Künstlerin Angela Haseltine etwas einfallen und machte daraus Kunstfiguren wie diese beiden Meeresbewohner, die am Harbor ausgestellt sind. Noch mehr von diesen Skulpturen wären im Museum zu betrachten gewesen.
Für uns ging es mit Chris weiter. Next Stop nach einem Tag mit starkem Gegenwind: Humbug Mountain. Am Fuss des kleinen Berges fanden wir dank Brian und Nicole ein grosses Shelter mit Strohm und Wasser, das uns trocken hielt.
In Brookings haben wir zum letzten Mal im Staat Oregon im Harris Beach State Park unser Zelt aufgeschlagen. In der kleinen Stadt haben wir uns aus thailändischer Küche verwöhnen lassen. Und während diesem Essen geschah es. Nach etwas mehr als 5000 km fanden wir das unbeladene Bike von Aurelia mit einem Platten am Vorderrad vor. Der Schlauch hat sich von ihr verabschiedet und landete nach 93 Arbeitstagen in der Mülltonne. Da wir ohne Gepäck in der Stadt waren, hatten wir kein Ersatzmaterial dabei. Zum Glück war der Einkaufsladen nur um die Ecke und die Pumpe fix ans Bike montiert.
In Crescent City besuchten wir die Battery Point Island mit ihrem hübschen Leuchtturm und versuchten uns danach einmal über die State Parks und den geeignetsten Weg für uns als Reisende mit Bikes zu informieren. Es gab nämlich laut Garmin einen Coastal Trail, der uns als eine gute Alternative zum Highway 101 schien. Da nette Dame im Touricenter war der Meinung, dass dieser Weg für Biker gut befahrbar wäre. Und er sei sicher viel sicherer als der lange Anstieg auf dem stark befahrenen Highway 101 mit den vielen Baustellen. Ja wir hätten da wohl besser noch unser Gepäck gezeigt, dass wir mit uns schleppten. Denn für uns wurden die ersten 4 km zu einem kräfteraubenden Abschnitt und für Chris, der zum Glück sein Bike stets alleine stossen konnte, wurde das Fahren auf dem unasphaltiertem Weg eine Herausforderung. Chris hatte noch keine Erfahrungen im Mountainbike fahren und wurde auf diesem Trail etwas ins kalte Wasser geworfen. Doch wie so oft auf unserer Reise hat sich die Anstrengung voll und ganz gelohnt. Wir fuhren durch einen Wald mit unheimlich schönen Farben und Formen. Dicke und hohe Stämme liessen uns klein wirken und die Abendsonne liess sie fast noch grösser wirken. Der Trail war der alte Highway 101. Bis wann er genutzt wurde, haben wir bis heute nicht herausfinden können. Der Teer und die Markierungen waren an einigen Stellen aber noch sichtbar. Am späten Abend kamen wir dann unten am Wilson Creek Beach an. Da konnten wir wild zelten und den Strand, das Feuer, Chris’s Gesang und Gitarrenkünste geniessen. Toller Tag mit Höhen und tiefen. Ach und übrigens: Zelten am Strand hört sich sehr romantisch an, doch wir waren da teilweise am Morgen etwas anderer Meinung. Unser Material war feucht und voll mit Sand.
Über die Big Lagoon und Eureka ging es weiter bis nach Ferndale. Wir genossen es, zu dritt unterwegs zu sein. Chris ist ein unkomplizierter Genosse mit seinem eigenen Humor, den auch Aurelia über Umwegen verstand. Ja ihre lange Leitung wird in der englischen Sprache nicht kürzer. =) Doch gerade als wir uns auf dem Coastal Trail hoch kämpften, brachte er uns immer wieder zum Lachen. Das tut unheimlich gut und macht alles etwas erträglicher.
In Ferndale bekamen wir die hübschen Fassaden und Häuser zu Gesicht, die in viktorianischem Stil gebaut worden sind. Dänische, schweizer aber auch italienische Einwanderer haben um 1900 die Stadt besiedelt. Ein ländliches Städtchen mit viel Charme. Aurelia durfte sich da mit Magenbeschwerden und anderem Unschönen herumschlagen. Doch der Humboldt Redwoods State Park mit der Avenue of the Giants lag vor uns, der mit seinen alten und riesengrossen Bäumen für gute Ablenkung sorgte. Die Riesen sind einfach unglaublich schön. Die Fahrt mit dem Bike durch diesen Wald gab uns ein grosses Gefühl von Zufriedenheit und liess uns einfach nur staunen. Die Bäume sind so gross, dass man sogar darin übernachten kann. Chris konnte nämlich sein Zelt in einem toten Baum aufstellen.
Seit einigen Tagen brennt in den Wäldern um Santa Rosa im Sonoma County mehrere Feuer. Vor einigen Jahren hat ein starker Wind Strommasten zu Fall gebracht und so ein Feuer ausgelöst. Der Stromkonzern wurde damals zur Rechenschaft gezogen und ging danach Konkurs. Damit dieses Ereignis sich nicht nochmals wiederholt, wurde an diesem Tag ein Shutdown des Stroms für eine grössere Fläche in Kalifornien angekündigt. Was das für uns auf der Reise bedeuten wird, war uns an diesem Tag nicht wirklich bewusst. Wir hatten etwas ganz anderes im Kopf.
Wir verfolgen Roman Waller auf polarsteps seit wir ihm in Smithers vergangen August Tschüss gesagt haben und hofften seither immer wieder auf ein Wiedersehen. Daher versuchten wir seit zwei Wochen jeden Tag möglichst weit in den Süden zu kommen, damit er uns nur noch wenige hundert Kilometer entgegenfahren musste. Denn er besuchte die Stadt San Francisco für einige Tage und war uns so nahe wie schon lange nicht mehr. So verabredeten wir uns irgendwie, irgendwo im Nirgendwo. Fast hätte es nicht klappen wollen. Einige Schwierigkeiten mit dem Internet, mit dem Weg und dem Campingplatz haben unsere Nerven testen wollen. Schlussendlich hat es geklappt: Auf dem für die Saison geschlossenen Benbow Lake State Recreation Area Campground stossten wir dann auf unser Reunion an und wussten vieles zu erzählen. Laut Alex aus Texas sei es sicherer, auf einem geschlossenen State Park Campground zu zelten, als wild zu campen.
Den nächsten Tag genossen wir gemeinsam auf dem leeren Campingplatz mit Flickarbeiten, Putzen, Tagebuch schreiben und gemütlichem „Nichtstun“. Chris zog an diesem Tag alleine weiter und schaute sich im nächsten Städtchen für eine Waschmaschine um. Diese musste schwer zu finden sein, denn der Strom war an diesem Tag immer noch nicht eingeschaltet worden.
Vielen vielen Dank Roman für dein lockeres Handgelenk. Das Ragusa hast du dir mehr als verdient. =) Wir genossen dieses herzliche Wiedersehen in vollen Zügen und hoffen dich spätestens in der Schweiz zu einem Glas Wein einladen zu können. Bei uns steht die Tür für dich auf jeden Fall immer offen.
Die Fahrt ging weiter. Es ging nach Leggett über einen kleineren Pass und dann zurück an die Küste auf den Shoreline Highway. Auf dem Westport-Union Landing State Park schlugen wir unser Zelt auf. Wo wohl Chris steckt? Die State Parks in Kalifornien sind sehr einfach eingerichtet. Feuerstelle, Tisch, Bank und ein Plumsklo musste da ausreichen. Und da sowieso immer noch kein Strom in den Leitungen floss, spielte die fehlende Dusche sowieso keine Rolle. In Fort Bragg spürten wir die Folgen vom Power Shutdown etwas mehr. Die Tankstellen hatten eine lange Warteschlange von Autos vor der Tür und die meisten kleinen Cafés und Shops blieben geschlossen. Grössere Einkaufszentren öffneten ihre Türen, liessen das Personal die Gefrierschränke putzen und das Licht in schwächerer Helligkeit brennen. Die Kunden halfen sich untereinander mit Taschenlampen aus um auch das Kleingedruckte lesen zu können. Am Abend kamen wir am Navarro Beach mit Willi ins Gespräch, der mit seinen beiden Kindern und seiner Frau aufgrund der Evakuierung von Santa Rosa im Pickup-Camper schläft. Er erzählte von Waldbränden in den letzten beiden Jahren und wie sie dabei ihr Haus verlassen mussten. Sie konnten immer wieder zurückkehren, doch der Rauch vom Feuer machte ihnen trotzdem zu schaffen. Ein solches Feuer muss sehr viel Stress für alle Beteiligten bedeuten. Für uns als Reisende und für Unerfahrene in Sachen grossem Waldbrand ist es schwer vorstellbar, welche Ängste und Sorgen damit verbunden sind. Wir hoffen auf jeden Fall auf baldige Entspannung dieser Situation und auf möglichst wenig Wind, damit das Feuer gut in Schach gehalten und gelöscht werden kann.
Laura Oktober 31, 2019
Sooo tolle Bricht und super Fotos! Take care!
Daniela Soder Oktober 31, 2019
Danke das i darf derbi si uf eure Reis!
Bi immer gspannt ufe nächscht Bricht.
Gueti Fahrt u witerhin vieli tolli begägnige!
Corinne Zellweger November 13, 2019
Liebi Aurelia, Liebä Tom
Jetzt seid dir schon im sonnigen Kalifornien, da wo ich vor 3 Jahren mit meinem Sohn gereist bin. Geniesst es ganz fescht auch für mich. Wie schon vor die Reise mit öich besprochen, hat meine Freundin Nicole ein Bett und eine Dusche für öich zwöi parat, wenn dir es bruchet. Natürlich o numme für e Schwatz dörf dir verbiie ga. Bitte nimmt Kontakt mit mir für die Adresse. Sie wohnt in Rancho Santa Margarita, nicht am Meer entlang sondern im Lande inne.
I ha immer fröid vo öich zläse u öii schöni Bilder zgseh.
Machets guet u e ganz liebä Gruess.
Corinne
admin November 22, 2019 — Post Author
Liebi Corinne
Mer hends üs lang überleit zum chli ins Landesinnera zgah und de bir Nicole verbizluaga. Aber mer hend üs etz für dKüsta entschiida und düsed etz de über dGrenza uf Mexico! Danka trotzdem vielmol für dis Agebot! Das isch uu liab vo diar!
Liabi Grüass us Newport Beach!
Aurelia und Tom